Der Weg zur Gedenkstätte (seit 1991)


1991 Gründung „Frauenkreis ehemaliger Hoheneckerinnen e.V.“

Ehemalige politisch verfolgte Frauen aus Hoheneck treffen sich schon seit Jahrzehnten, um die in der Haft begründete Kameradschaft zu pflegen und sich dem Gedenken an das erlittene Unrecht als bleibendem Auftrag zur Vermeidung neuerlichen Unrechts zu widmen. Seitdem sind die ehemaligen Hoheneckerinnen an der Zukunftsgestaltung der Gedenkstätte beteiligt. Unter der Führung von Maria Stein, einer ehemaligen SMT-Verurteilten, gründet sich im Jahr 1991 der „Frauenkreis ehemaliger Hoheneckerinnen e.V.“.

1991 Enthüllung Gedenkstein

Als erste Errungenschaft auf dem Weg zu einer Gedenkstätte wird im selben Jahr ein Gedenkstein für die Opfer politischer Haft in der SBZ und DDR vor dem Gelände des Areals errichtet. Der Standort des Gedenksteins befindet sich außerhalb der Anlage, da Hoheneck von 1990 bis 2001 noch als gemischte Justizvollzugsanstalt genutzt wurde. Eine Verlegung in den Innenbereich des Areals ist angedacht.

2001 Dauerausstellung "Politische Haft in Hoheneck - Frauen als politische Gefangene"

Wenige Monate nach Schließung der Haftanstalt 2001 wird eine erste ständige Ausstellung zu den aus politischen Gründen in Stollberg inhaftierten Frauen in der Stadtbibliothek Stollberg eröffnet. Gefördert wird diese Exposition von der Stiftung Sächsische Gedenkstätten. Diese bis heute während der Bibliotheksöffnungszeiten für Besucher zugängliche Ausstellung ist den Hoheneckerinnen der 1950er-Jahre gewidmet und trägt den Titel „Ich dachte, es gibt draußen keine andere Welt“.

13.05.2011 Besuch des ehemaligen Bundespräsidenten Dr. Christian Wulff

Als einschneidendes Ereignis in der Genese zur Gedenkstätte gilt der Besuch des ehemaligen Bundespräsidenten Dr. Christian Wulff am 13. Mai 2011. Damit würdigt das Staatsoberhaupt die Frauen, die aus politischen Gründen zu Unrecht zwischen 1950 und 1989 in den Mauern eingesperrt, drangsaliert, gefoltert und auch zu Tode gekommen waren. Seine Anregung, „diesen Ort zu einer Gedenkstätte“ zu machen, wird seitdem mit noch größerer Ernsthaftigkeit verfolgt.

2012 Eintragung in das Sächsische Gedenkstättenstiftungsgesetz

Ein weiterer Meilenstein bei der Genese zur Gedenkstätte ist die Eintragung des ehemaligen Frauengefängnisses Hoheneck in das Sächsische Gedenkstättenstiftungsgesetz im Jahre 2012.

2013 Auszeichnung als Politischer Ort Sachsens

Mit der Auszeichnung als Politischer Ort Sachsens im Jahr 2013 erfährt Hoheneck durch die Sächsische Landeszentrale für politische Bildung eine weitere Würdigung.

2013 Ankauf durch die Stadt Stollberg

Ebenfalls im Jahr 2013, im Juli, erfolgt der Ankauf des Objektes durch die Stadt Stollberg mit dem Ziel, den Gebäudekomplex als historisch authentischen Ort dauerhaft zu erhalten. Die Sanierung und Umnutzung der ehemaligen Justizvollzugsanstalt Hoheneck zu einer Gedenk- und Bildungsstätte ist seit 2013 eines der umfassendsten und bedeutendsten Vorhaben der Stadt Stollberg. Dieses wird mit Mitteln des Programms Stadtumbau Ost gefördert.

Seit 2014 – Interimsbüro der Gedenkstätte

Seit 2014 existiert ein Interimsbüro, dass sich zunächst im ehemaligen Verwaltungsgebäude der Haftanstalt befindet und nunmehr im Carl-von-Bach-Haus unweit des Stollberger Marktplatzes untergebracht ist. Das Interimsbüro übernimmt die Verwaltungsarbeiten der sich im Aufbau befindlichen Gedenkstätte.

2019 Offizielle Umbenennung in „Gedenkstätte Hoheneck“

Die von den betroffenen Frauen schon lange Zeit geforderte offizielle Umbenennung in „Gedenkstätte Hoheneck" wird endlich umgesetzt. Das in einem Workshop im Januar 2018 gemeinsam mit mehreren ehemals inhaftierten Frauen erarbeitete Signet, welches die Emotionen der Frauen beinhaltet und Empathie erzeugen soll, wird zum offiziellen Signet der Gedenkstätte Hoheneck.

Die lang umstrittene Nutzung des Begriffs "Schloss Hoheneck" gehört ebenfalls seit Anfang 2019 der Vergangenheit an. Das gesamte Objekt trägt zukünftig den Namen "Areal Stalburc/Hoheneck". Diese Bezeichnung steht für den geographischen Ort des gesamten Geländes mit allen sich dort befindenden Einrichtungen und Nutzern.

2019 Neukonzeption der Gedenkstätte

Seit Beginn des Jahres 2019 wurde an einer Neukonzeption für die Dauerausstellung und die Gedenkstätte gearbeitet, welches die Vorgeschichte der Haftanstalt vor 1945, die Nutzung des Gefängnisses im Nationalsozialismus, die Aufwertung der Narration im gesamten historischen Ort, eine deutlichere Ausdifferenzierung der Häftlingskategorien, eine Einschätzung der Sammlung/Desiderate und Leitexponatebene sowie die Übertragung in die Räumlichkeiten inkl. Themengrundriss berücksichtigt. Der Zugriff für den Umgang mit dem historischen Ort als Ganzem und dessen Verortung im Gedenkstättenkonzept bezieht insbesondere den Besuchs- und Gedenkort, die Integration des Hafthauses und der Originalorte sowie der überformten Orte (Nutzung durch andere Träger) und den Außenrundgang mit ein. Ebenfalls wird am Aufbau eines Zeitzeugenarchivs gearbeitet, bei dem alle ehemals inhaftierte Frauen von Hoheneck dazu eingeladen sind, sich mit ihrer Geschichte und ihren Ideen an den Inhalten für die Dauerausstellung zu beteiligen.